Sirens: Eine Dokumentation über die erste libanesische Frauen-Metalband
„Ich weiß es noch wie heute: Als ich Maya zum ersten Mal schreien hörte, dachte ich: ,Wo sonst in der Gesellschaft können Frauen das tun?‘“ Die in LA lebende, mit dem Emmy ausgezeichnete Dokumentarfilmerin Rita Baghdadi spricht über eine der Protagonistinnen ihres neuesten Films Sirens. Der Film, der zwischen 2018 und 2021 gedreht wurde, spielt in Beirut und zeichnet den starken Werdegang von Lilas Mayassi, Shery Bechara, Alma Doumani, Maya Khairallah und Tatyana Boughaba nach, die zusammen als erste rein weibliche libanesische Metalband unter dem Namen Slave To Sirens firmieren.

Die Geschichte begann mit einer Skype-Freundschaft zwischen Baghdadi und der Gitarristin Mayassi, nachdem sie die Musik der Band auf Facebook entdeckt hatte. Sie freundeten sich immer mehr an, und schließlich lud Mayassi sie nach Beirut ein. „Ich sah einfach eine jüngere Version von mir selbst und dachte, dass andere Leute sich in ihr wiedererkennen würden“, sagt Baghdadi. „Lilas war einfach sie selbst, hatte aber auch mit vielen Dingen zu kämpfen. Als ich sie persönlich kennenlernte, wurde mir klar, dass ich einen Film über diese unglaubliche Person machen wollte.“
Die Dokumentation konzentriert sich hauptsächlich auf die Beziehung zwischen Mayassi und ihrer Bandkollegin und Gitarristin Bechara und zeigt, wie die Musikerinnen – arabische Frauen, die in einer turbulenten Zeit in der Geschichte des Libanon festhängen – unter widrigsten Umständen (einschließlich einer Revolution und dem unvorstellbaren Trauma der Explosion im Hafen von Beirut im Jahr 2020) versuchen, ihren Weg zu machen. Der Film erzählt die Geschichte des Libanon aus dem Blickwinkel der Band, „mit den Elementen der Musik und der Politik; alles musste durch die Frauen gefiltert werden“, sagt Baghdadi.
Für die Bandmitglieder lieferte die unerwartete Situation, dass eine Filmemacherin aus LA ihre Geschichte verfolgte, eine Plattform, um weiter für den Metal zu kämpfen – und mehr Frauen zu inspirieren, dasselbe zu tun. „Wir wollen, dass Mädchen, die den Film sehen, das Gefühl haben, dass sie tun können, was sie wollen, ohne dafür verurteilt zu werden“, sagt Bechara. Doumani fügt hinzu: „Es gibt viele Hindernisse, wie zum Beispiel: ‚Oh, du bist ein Mädchen. Warum bist du in einer Metalband? Du musst zart und nett sein.‘ Aber wir wollen, dass sie mutig sind, dass sie aus dem Rahmen fallen und tun, was sie wollen.“
Wichtig ist, dass Sirens mit Stereotypen über den Nahen Osten aufräumt. Da sie selbst in der Region ihre Wurzeln hat, war es Baghdadi wichtig, nicht von Themen wie Unterdrückung oder Konflikten zu erzählen. Stattdessen zeigt sie Slave To Sirens „als echte junge Frauen, die einfach ihr Leben leben“.
Du kannst Sirens online auf Apple TV sehen sowie beim Screenwave Film Festival in Australien (28. April), beim Rock This Town Festival in Frankreich (29. April) und beim Pink Apple Festival in Zürich (1. Mai).
Pia Brynteson ist Redaktionsassistentin bei Service95.
Slave To Sirens; Lilas Mayassi, Shery Bechara ⓒ Oscilloscope Laboratories; Slave To Sirens ⓒ Davina Maria; Lilas Mayassi, Shery Bechara ⓒ Oscilloscope Laboratories; Tatiana el Dahdah, Rita Baghdadi; Rita Baghdadi, Glastonbury (2019)