Ghibli Park: verspielt und noch unvollendet
Normalerweise trinkt Totoro nichts. Oder zumindest die Figur im Animé-Film von 1988, Mein Nachbar Totoro. Dass der bekannteste Charakter von Studio Ghibli in Japans neuestem Themenpark an einer Bar sitzt, macht aber nichts. Der Park kommt ohne Fahrgeschäfte und große Attraktionen per se aus – und wird so zu einem Erlebnis, das sich vor allem von den Vibes nährt: ein Cocktail aus den Themen und bunten Bildern der Ghibli-Filme, die sich erst zu einem großen Ganzen erschließen, wenn man sich darauf einlässt und zulässt, sich davon begeistern zu lassen.

Ghibli Park wurde Ende 2022 eröffnet und ist eine Hommage an das Studio Ghibli – das japanische Animationshaus von Weltruf, bekannt für seine preisgekrönten und von Kritikern gelobten Animé-Produktionen. Momentan besteht der Park aus drei separaten Bereichen, wurde auf dem Gelände des 2005 Aichi Commemorative Park gebaut und ist per Zug direkt von Nagoya aus erreichbar. Man kann den Dondoko-Wald entdecken, mit allem, was in Mein Nachbar Totoro so vorkommt; am Hügel der Jugend erlebt man eine Mischung aus Das Königreich der Katzen und Stimme des Herzens; und die große Show geht ab in Ghiblis Grand Warehouse. Auf zwei Stockwerken findest du hier Foto-Spots von früheren Filmen (einschließlich Ohngesicht aus Chihiros Reise ins Zauberland – ein absoluter Publikumsliebling), Themen-Spielplätze (wo auch Erwachsene in den Plüsch-Katzenbus steigen können) und ein Kino mit 170 Plätzen, das Ghibli-Kurzfilme zeigt. Der Film, den wir sahen, hatte u. a. abenteuerlustige Vorschüler und einen lachenden Wal zu bieten und war eines der Highlights unseres Besuchs. Er zeigte auf beeindruckende Weise, wie weit die Fantasie von Hayao Miyazaki, Regisseur und Mitgründer von Studio Ghibli, reicht, und war eine angenehme Auszeit vom heiteren Chaos des Parks.

Dass Gäste aus dem Ausland bisher nur das Grand Warehouse besuchen können, zeigt, wie hoch Ghibli bei Einheimischen im Kurs steht. Der Ticketverkauf an ausländische Gäste kommt erst nach und nach ins Rollen und zwei weitere Bereiche – das Hexental (nach Das wandelnde Schloss und Kikis kleiner Lieferservice) und Mononoke Village (eine Hommage an Prinzessin Mononoke) – befinden sich noch im Bau. Wer also alles auf einmal von seiner Bucket-List streichen möchte, muss sich noch ein wenig in Geduld üben.
Wenn du demnächst auf Japanreise gehst und Lust auf was Ausgefallenes hast, schreib die Shirohige’s Cream Puff Factory in Tokio auf deine Liste – dort gibt es thematische Ghibli-Desserts. Und keine Sorge: Wenn du es zum Ghibli Park schaffst, wird Totoro darauf warten, dir einen Drink zu mixen, ganz nach der Fantasie von Miyazaki.
Die Reisejournalistin Laura Studarus lebt in Los Angeles und hat u. a. für die BBC, Thrillist, Vice und Marie Claire geschrieben.